Der folgende Text entstammt der Vereinsseite des „Qualitätsnetzwerkes Schulbegleithunde e.V.“ und wurde mit freundlicher Erlaubnis des QNS e.V. hier übernommen.
https://schulbegleithunde.de/materialien/welpen-in-der-schule/
Zukünftige Schulbegleithunde werden oftmals in sehr geplanter Weise angeschafft. Bei vielen Lehrer*innen ziehen daher zu Beginn der Sommerferien Hunde ein. Dies verschafft zunächst einige Zeit mit dem Welpen, nicht selten besteht allerdings zugleich der Plan, diesen bereits im nächsten Schuljahr regelmäßig mit in die Schule zu nehmen.
Oft haben diese Kolleg*innen allerdings noch keine hinlänglichen Erfahrungen mit den aktuellen Anforderungen an eine gelingende Hundeerziehung und insbesondere an ein zuträgliches Lernen mit angehenden Schulbegleithunden.
Das „Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde e.V.“ möchte hier einige Informationen bereitstellen, die dabei helfen können, den Hund gut an die Schule heran- zuführen.
Die Lebenssituation eines Hundewelpen oder eines Junghundes darf nicht wie die eines erwachsenen Hundes betrachtet oder gestaltet werden. Insbesondere im ersten Lebensjahr folgen relevante neuropsychologische Entwicklungsschritte in rascher Weise aufeinander. Diesbezüglich ist vor allem die Sozialisations- und Umweltgewöhnungsphase (Ende der dritten bis etwa Ende der 14. Lebenswoche) hervorzuheben. Die in dieser Phase gemachten oder verpassten Erfahrungen bestimmen in besonderer Weise, welche Dinge, welche menschlichen oder tierischen Sozialpartner und welche Zusammenhänge
Vor diesem Hintergrund können Welpen von der Berücksichtigung schulischer Settings während der Sozialisations- und Umweltgewöhnungsphase profitieren. Dies bedeutet jedoch zugleich nicht, dass eine adäquate, stressarme Verarbeitung schulischer Umweltsituationen ausschließlich durch Trainingssituationen in der Schule erzielbar ist.
Für Schulbegleithunde wie für Familienhunde gilt:
Eine Heranführung an eine reichhaltige Lebenswelt unter – aus der Perspektive des Hundes – gelassenen und sicheren Bedingungen, begünstigt die spätere kognitive und emotionale Verarbeitung von komplexen und veränderlichen Umweltbedingungen.
Für diesbezügliche Lernsituationen mit dem Hund innerhalb schulischer Settings gilt es insbesondere die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:
Für das Leben und Lernen mit (werdenden) Schulbegleithunden ist aus unserer
Sicht ein nicht-aversiver und auf positiver Verstärkung beruhender Umgang eine wichtige Voraussetzung. Dieser schafft die Grundlage für eine verlässliche Bindungsbeziehung zwischen dem Schulbegleithund und den Menschen in seinem Umfeld, auf der wiederum viele der positiven Effekte Tiergestützten Arbeitens beruhen. Dies wurde bereits 1998 in der Prager Richtlinien der IAHAIO betont.
Aus diesem Grunde sind wir als Verein eine Kooperation mit dem Internationalen Berufsverband der Hundetrainer & Hundeunternehmer e.V. (IBH) eingegangen, da nur dieser Verband dieselbe Prioritätensetzung für seine Mitglieder vertritt (https://www.ibh-hundeschulen.de). Dort sind auch qualifizierte Hundetrainer in der Nähe zu finden.
Wir veröffentlichen diese Informationen in dem Bewusstsein, dass pauschale, regelhafte Vorgaben immer in der Gefahr stehen,
vielen individuellen Hunden, ihren Bezugspersonen oder den spezifischen Einsatzsettings der jeweiligen Schule nicht gerecht zu werden.
So ist es im Einzelfall sicher möglich, dass ein „Tierschutzhund“ derartig günstige Entwicklungsumstände hatte, dass er sich als lebenskompetenter Schulbegleithund entwickelt und ein unter scheinbar hervorragenden Zuchtbedingungen zur Welt gekommener Hund sich jedoch später als deutlich überfordert erweist.
Während einige Hunde auch in fortgeschrittenem Alter körperlich gesund sind und flexibel auf komplexe soziale Situationen reagieren können und mögen, müssen andere Vierbeiner bereits im „mittleren Alter“ ihren Schulbegleithund-Einsatz einstellen.
Auch kann eine recht große Schule, mit vielen Schüler*innen sehr geeignete bauliche Rückzug- und Ruheräume für einen Schulbegleithund beherbergen, während eine überschaubare „Kleinschule“ durch ungünstige akustische Baugestaltung nur kurze Einsatzzeiten für einen Schulbegleithund ermöglicht.
Die vorstehenden drei Beispiele verdeutlichen vielleicht, wie wichtig individuelle und kompetente Einzelfallentscheidungen sein können. Um solche Entscheidungen zu treffen, bedarf es allerdings dringend einer fachlichen Weiterbildung der hundegestützt arbeitenden Kolleg*innen, der stetigen, kritischen Selbstüberprüfung und der Offenheit, sich eine fachliche Zweitmeinung einzuholen.
Hier sind die Infos als PDF herunterzuladen: